Stewart River (der kleine Bruder des Yukon Rivers)
Der Stewart River mit seinen 644­km Länge ist einer der größten Zuflüsse des Yukon Rivers. Er fließt dem Yukon von Osten (rechtsseitig) zu und entspringt in den Selwyn Mountains  nahe der Grenze zwischen den Nordwest-Territorien und Yukon. Im Oberlauf oberhalb Mayo (Upper Stewart) ist der Fluss nur mit dem Wasserflugzeug zu erreichen.
Das heißt, wer sich dorthin ausfliegen lässt, hat dann keine Möglichkeit die Tour bis Mayo abzubrechen und muss mit allen auftretenden Situation zu Recht kommen.
Ein ganz besonderer Reiz entsteht, wenn man sich dem Stewart über einen seiner Zuflüsse nähert.
Eine Möglichkeit ist der paddlerisch sehr anspruchsvolle Hess River. Die von uns gewählte Tour führte über den Scougale Lake als Ausgungspunkt, den Scougale Creek und den Beaver River nach etwa 100 km zum Stewart.
So wie wir es erlebten, findet man dort ziemlich alles von dem, was man klassischerweise mit einer kanadischen Kanutour im Expeditionsstil verbindet:
Raus in die Abgeschiedenheit mit dem Buschflieger - gutes Fischen zum Start der Tour -Paddeln auf verschiedenen Gewässern (See, Bachlauf, unterschiedlichste Fluß-Charaktere) - entspannte Strecken und Wildwasserabschnitte (WW II - III) -und natürlich die eine oder andere Überraschung z.B. querliegende Bäume.
Hinter den Fraser Falls, insbesondere nach Mayo, nähert sich der Charakter schon mehr dem Yukon River an. Der Stewart wird recht breit mit einigen Inseln und fließt ruhig aber bei guter Strömung seiner Mündung entgegen.
Der Kanutrip bis Mayo ist etwa 350 km lang. Hier lässt sich Proviant nach kaufen oder die Tour zu beenden. Ca. 50 km weiter, bei Stewart Crossing besteht eine weitere Möglichkeit die Tour abzubrechen. Wer hier seine Tour fortsetzt, muss dann aber etwa 280 km bis Dawson City durchfahren.
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Unser Lager am Scougale Lake
Scougale Lake Creek
Beaver River
"Die hier vorgestellte Kanutour auf dem Stewart River ist nichts für Anfänger auf dem Gebiet. Sie verlangt Erfahrung, gute Kondition und körperliche Verfassung.
Der Oberlauf des Stewart ist selbst in der heutigen Zeit so gut wie unbekannt. Etwas für absolute Extremkünstler mit Forscherdrang."

Verschiedene Lektüren und Bücher über den Stewart River, besonders über den Upper Stewart, weckte unsere Neugier, wirklich abgelegene Wildnis zu erleben.

 
So sind wir am
5. August 2008 in Whitehorse gelandet, mit großen Erwartungen an das bevorstehende Abenteuer.
Unser Outfitter (Wolf Adventure Tours) ist startbereit mit unseren Kanus auf dem Hänger vor dem Flughafen.  Schnell teilen wir uns in zwei Besorgungseinheiten auf. Eine für die Verpflegung und eine für Getränke (zum Beispiel Bier smiley). Unser Koch "Hupfer" hat noch im Flieger die Einkaufsliste fertig gestellt. Auf allen unseren Touren legen wir auf eine anständige Küche wert. Und so landen in unseren Einkaufswägen Zutaten für bodenständige Mahlzeiten.
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Alles wird in Van und Hänger verstaut und los geht's Richtung Mayo, wo wir die Nacht direkt neben unserem Buschflieger verbringen wollen. Lediglich in Carmacks halten wir noch an, um eine Angellizenz zu kaufen.
Kurz vor der Dämmerung und bei leichtem Regen (die ersten Vorzeichen!!!!) finden wir uns am Ufer des Stewart Rivers bei Mayo ein und schlagen unsere Zelte  auf.
Der Blick  auf unser "De Haviland Otter" bringt unsere Spannung auf Hochtouren. Hoffentlich kommt morgen der Pilot von "black sheep aviation" möglichst früh.
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6. August 2008
Wir stehen schweigend am Ufer des Scougale Lakes.
Die Otter ist nur noch als kleiner Punkt sichtbar. In diesem besonderen Moment spüren wir die wirkliche Einsamkeit der Wildnis.
Ab hier und jetzt gibt es nur einen Weg. Egal was kommt.
 
Der Flug selbst war ein besonderes Erlebnis und eine schöne Einstimmung auf die Landschaft in der wir in den nächsten Wochen unterwegs sind.
Unglaublich was man dieser De Haviland Otter zumuten kann. Sechs Personen mit kompletter Ausrüstung (die 3 Kanus außen an den Kufen) plus Pilot mit nur einem Flug.
Nach dem wir unser erstes Camp direkt am Ufer des Sees aufgebaut haben, erkunden wir die Umgebung. Mit den Booten suchen wir nach dem Ausfluss des Creeks, dem Startpunkt unserer Tour, umrunden den See und versuchen gleichzeitig unser Angelglück. Es dauert nicht lange und der perfekte Fischgrund ist gefunden. Sagenhaft: Auch ohne Anglerlatein: Wir konnten uns vor Fischen kaum retten. Hechte und ein gewaltiger Inconnu.
Was man mit soviel Fisch macht, könnt ihr hier lesen.
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8.August
Wir brechen auf zu unserer Tour. Die Kanus sind voll beladen. Leider auch mit teilweise nasser Ausrüstung. Das Warten um einen Tag, weil wir auf besseres Wetter gehofft hatten, war umsonst. Dick eingepackt und mit Regenklamotten fahren wir zum Ausfluss des Scougale Creeks aus dem Lake. Der Bach ist schmal und fließt schnell.Wenn es gerade nicht regnet,drücken Nebelfelder von den angrenzenden Bergen herunter und und tauchen unsere Umgebung in eine mystische Stimmung. Die engen Windungen des Bachs sind paddlerisch reizvoll. Ebenso, wie die genau so zahlreichen Baumhindernisse, deren Gefahrenpotential nicht unterschätzt werden darf. Mehrmals  umtragen wir  quer über den Bach liegende Bäume. Am Nachmittag erreichen wir den Beaver River. Mit dem Wetter haben wir gerade mal etwas Glück. Es regnet schon einige Stunden nicht mehr. Eine Situation, die wir auf unserer weiteren, gesamten Tour noch mehr zu schätzen lernen. Nässe,Kälte und Wind waren unsere ständigen Begleiter für die weiteren 700 km. Später erfuhren wir, dass wir den kältesten und nassesten August im Yukon sei "ewigen Zeiten" erwischt haben. Wir zählen nur 4 Tage ohne Regen. Jede Minute Sonne, jeden warmen Strahl genießen wir und nutzen diese Zeiten um unsere Kleidung und Ausrüstung zu trocknen. Doch schnell gewöhnen wir uns an dieses Wetter und nehmen es halt so, wie es kommt. Erstens gibt es ja keine Alternative. Zweitens sind wir einfach gut drauf, man kann uns die gute Stimmung nicht so leicht vermiesen.
12. August
Heute Morgen ist es wieder kühl und trüb. Wir gehen den Tag gemütlich an. Denn unser Plan ist, eine Nacht in einer Cabin (Jagd- oder Trapperhütte) zu verbringen, um uns mal wieder richtig aufzuwärmen. Laut unseren Informationen haben wir dazu auf den nächsten 100 Kilometern eine realistische Chance etwas zu finden. Tatsächlich sehen wir nach kurzer Fahrt erste Hütten und haben nach 16 km eine sehr geeignete Bleibe gefunden.
2 Holzhütten, möglicherweise Jagdhütten, in einem guten Zustand. Dankbar nehmen wir die Gelegenheit an, den vorhandenen Ofen zu heizen, um uns wieder richtig aufzuwärmen und die nassen Sachen zu trocknen. Denn durchnässt hat sich Einiges in den letzten Tagen.
Nach 2 1/2 Tagen auf dem teils stark mäandernden Beaver River erreichten wir gestern den Stewart, der uns mit starker Strömung empfängt. Nach kurzer Strecke haben wir uns sogar entschieden die mitgenommenen Spritzdecken aufzuziehen.
Jetzt sitzen wir erstmals wieder an einem richtigen Tisch im Warmen und reden über die Eindrücke der vergangenen Tage. Die zügige, aber unkritische Etappe durch den Seven Miles Canyon führte uns zur Mündung des Lansing Rivers.
Hier sollten wir Bruce, dem Trapper, schöne Grüße von unserem Outfitter bestellen. Bruce lebt an der Lansing-Mündung. Leider haben wir ihn selbst nicht angetroffen, aber seine Wohn- Lager- und Saunahütte (von außen) bewundern können.
Am folgenden Morgen fällt schnell der Entschluss, hier einen weiteren Tag zu bleiben. Neben Fischen, Körperpflege, Tagebuchschreiben wollen wir das Flußtal gerne mal "von oben" sehen. Fritz und Dieter machen sich auf den Weg Richtung des nächst gelegenen Hügels um einen schönen Aussichtspunkt zu finden. Wir (Fritz und Dieter) sind froh, dass wir das GPS dabei haben. Denn auf vermeintlich geraden Weg ist in dem dichten Wald kaum ein vernünftiges Durchkommen.
Am Besten kommen wir noch auf den vorhandenen Wildwechseln voran. Die Folge ist, dass wir dadurch kreuz und quer marschieren und auf  ein Elchskelett und Bärenscheiße treffen. So frisch wie diese aussieht, könnte es leicht sein, daß wir Ihn beim  kacken gestört haben. An einem breiten Bachlauf hilft uns ein umgestürzter Baum als Brückenersatz. Heute machen wir die Erfahrung, dass ein echter Bushwalk eine äußerst anstrengende, schweißtreibende Angelegenheit ist. Sich in einer eventuellen Notsituation durch den Busch zu schlagen, ist deshalb kein guter Rat. Nach Stunden Kampf mit kreuz und quer liegenden Bäumen und einem durch Waldbrand geschädigten Hang belohnt uns der freie Blick über das Stewart-Tal. Und das auch noch bei Sonnenschein.
Körperlich ziemlich am Ende kommen wir spät im Lager an, wo wir schon sehnsüchtig von den Freunden erwartet wurden. Die Daten des GPS verraten uns, welchen Stundeschnitt wir geschafft haben. Nicht einmal 2 Kilometer pro Stunde.
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De Haviland Otter mit den Kanus außen
und voll bepackt
Erfolgreiches Angeln
Der Fang wird eingeholt
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Auf dem Scougale Creeks
Herrlicher Blick über das Stewart-Tal
Warm und trocken. Der  Komfort einer Jagdhütte
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ueberschrift
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